Den richtigen Feuerlöscher wählen
Die schiere Existenz von Feuerlöschern in einem Gebäude ist nur die halbe Miete. Entscheidend ist, ob sie im Ernstfall auch die passende Leistung für die jeweilige Brandlast mitbringen. Hier kommen die Löscheinheiten (LE) ins Spiel, die zusammen mit der Brandklasse die Auswahl des richtigen Löschers erst ermöglichen. Es geht darum, gezielt den Löscher zu finden, der das potenzielle Brandrisiko am Einsatzort effektiv bekämpfen kann.
Verstehen, was auf dem Löscher steht
Jeder nach DIN EN 3 geprüfte Feuerlöscher trägt eine Kennzeichnung, die über seine Leistungsfähigkeit Auskunft gibt. Dieses "Rating" besteht aus einer Zahl und einem Buchstaben, zum Beispiel 21A, 113B oder 75F.
- Der Buchstabe: Er bezeichnet die Brandklasse, für die der Löscher geeignet ist.
- A-Brände: Feste, glutbildende Stoffe (Holz, Papier, Textilien).
- B-Brände: Flüssige oder flüssig werdende Stoffe (Benzin, Öle, Lacke).
- C-Brände: Gase (Propan, Erdgas).
- D-Brände: Metalle (Magnesium, Lithium – Achtung: Speziallöscher nötig!).
- F-Brände: Speisefette und -öle (Fritteusenbrände). Die Nennung von mehreren Buchstaben auf dem Löscher (z.B. AB, ABC) zeigt an, dass er für mehrere Brandklassen einsetzbar ist.
- Die Zahl: Sie gibt die Löschleistung innerhalb der jeweiligen Brandklasse an. Eine höhere Zahl bedeutet mehr Löschvermögen. Bei A-Bränden steht die Zahl für die Länge eines genormten Holzstapels in Dezimetern, der erfolgreich gelöscht werden konnte. Bei B-Bränden für die Menge einer brennbaren Flüssigkeit in Litern.
Aus diesen Prüfwerten leitet sich dann die Anzahl der Löschmitteleinheiten (LE) ab, die für die Bedarfsberechnung nach ASR A2.2 relevant sind. Ein 6 kg Pulverlöscher für ABC-Brände kann beispielsweise 9 LE aufweisen, während ein 6 Liter Schaumlöscher für AB-Brände oft 6 LE hat. Diese LE-Werte ermöglichen einen direkten Vergleich der Löschleistung.
Den richtigen Feuerlöscher auswählen: Ein praxisorientierter Ansatz
Die Auswahl des passenden Löschers ist nicht nur eine Frage der gesetzlichen Vorgaben, sondern eine der Risikobewertung am jeweiligen Standort.
- Brandgefährdung analysieren: Identifizieren Sie die primären Brandgefahren. Gibt es vorwiegend feste Stoffe (Büro, Lagerhalle für Papier), flüssige Stoffe (Werkstatt, Chemiebetrieb) oder eine Küche mit Fritteuse (F-Brandgefahr)? Das bestimmt die benötigte Brandklasse.
- Löschmitteltyp wählen:
- Wasserlöscher: Gut für A-Brände. Minimale Folgeschäden.
- Schaumlöscher: Für A- und B-Brände. Löschen effektiv mit geringen Folgeschäden, ideal für Büros oder Wohnräume. Bilden eine erstickende Schaumdecke.
- Pulverlöscher: Für ABC-Brände. Hohe Löschleistung, aber erhebliche Folgeschäden durch feines Pulver. Geeignet für Außenbereiche, Garagen oder Heizungsräume.
- Kohlendioxid (CO2)-Löscher: Für B- und C-Brände. Löschen rückstandsfrei, aber geringe Kühlwirkung und Vorsicht bei geschlossenen Räumen (Erstickungsgefahr). Ideal für sensible Technikräume oder Laborbereiche.
- Fettbrandlöscher: Speziell für F-Brände (Speisefette/-öle). Bilden eine Sperrschicht, die ein Wiederentzünden verhindert. Unverzichtbar in Großküchen.
- Löschleistung (LE) und Anzahl festlegen: Die benötigte Anzahl an LE pro Fläche und Gefährdungsgrad ist in der ASR A2.2 genau definiert. Achten Sie darauf, dass die Summe der LE der eingesetzten Löscher den Vorgaben entspricht und der Weg zum nächsten Löscher maximal 20 Meter beträgt.
- Platzierung und Kennzeichnung: Feuerlöscher müssen leicht zugänglich, gut sichtbar und korrekt gekennzeichnet sein. Regelmäßige Prüfungen durch Sachkundige sind Pflicht.
Die bewusste Entscheidung für den passenden Feuerlöscher, basierend auf Brandklasse und Löschmitteleinheit, ist ein wesentlicher Baustein eines jeden Brandschutzkonzepts. Es geht darum, für den Ernstfall optimal vorbereitet zu sein.